Update der Unfallsteckkarte, Update Calendar-Chart 2023, Stand 2.3.2023.
Unfallentwicklung im Januar und Februar 2023
In den ersten beiden Monaten 2023 verlief das Radunfallgeschehen auf durchschnittlichem Niveau. In beiden Monaten lag das Gesamtergebnis mit je 21 Fällen dicht beim Mittelwert aus den vorhergehenden 10 Jahren.
Es gab 16 tödlich verlaufende Alleinstürze, wobei davon 2x ein PKW als „Unfallgegner“ in die Datenbank eingetragen wurde, da der tödlich verunglückte Radler beim Sturz mit einem parkenden Fahrzeug kollidierte. Ein Radler verstarb in Isernhagen nach Rotlichtverstoß durch Kollision mit einer Straßenbahn an einem Ampel-geregelten Bahnübergang. Je einmal kam es zu einem Todesfall nach Zusammenstoß mit einem Fußgänger bzw. einem zweiten Fahrrad. Die übrigen 23 fatalen Unfälle ereigneten sich unter Beteiligung von fahrenden KFZ.
Hinsichtlich der Verteilung der Radunfälle auf die drei Hauptrubriken „Alleinsturz“, „mit KFZ außerorts“ und „mit KFZ innerorts“ folgen die ersten zwei Monate 2023 insgesamt gesehen dem zuletzt vertrauten Muster: wenig KFZ-Kollisionen innerorts, jedoch viele Alleinstürze und Todesfälle durch KFZ-Unfälle außerorts.
Unfälle mit KFZ
Die Unfälle unter Beteiligung von fahrenden KFZ verteilten sich zu 14x mit PKW und 9x mit LKW. Todesfälle mit Krafträdern oder Landmaschinen wurden hingegen wie für Wintermonate zu erwarten nicht gemeldet. Ende Januar kam es binnen nur 5 Tagen zu einer Häufung von gleich 3 tödlichen LKW-Rechtsabbiegerunfällen. Da diese Fälle jedoch die einzigen in den ersten 2 Monaten blieben, ist das Jahr 2023 in dieser Rubrik derzeit dem jüngeren Trend seit 2021 folgend noch unterdurchschnittlich verlaufen. Gleiches gilt für Todesfälle durch Auffahren von hinten, wo es nur jeweils ein solches Ereignis im Januar und Februar zu verzeichnen gab.
Unfall-Cluster in Berlin und Hannover
Anders, als mancher vielleicht nach dem Eindruck glauben möchte, den alarmierende Presseberichte, Mahnwache-Aktionen und Social-Media-Beiträge bei ihm hinterlassen, verlief die Verkehrsunfallentwicklung in Berlin im abgelaufenen Jahr 2022 im Vergleich zu den Vorjahren recht erfreulich. Trotz der weitgehenden Rückkehr zur aus Zeiten vor der Pandemie gewohnten Mobilität zeichnete sich das Jahr mit nur 34 Verkehrsopfern im langjährigen Vergleich durch außergewöhnlich wenige Todesfälle (historischer Tiefstand!) aus. Hierzu trugen auch die nur 10 tödlich verunglückten Radfahrer bei. In den ersten zwei Monaten 2023 gab es allerdings bislang schon 5 tote Radfahrer (2x Alleinsturz, 1x „Dooring“ auf einer PBL von der Beifahrerseite und 2x Kollsion mit fahrenden PKW). Es bleibt abzuwarten, inwiefern es sich bei der zeitlichen Häufung um den Beginn einer Trendwende handelt, oder ob sie lediglich auf einer Laune des Zufalls beruht. Die gleiche Schlussfolgerung gilt auch für einen Cluster von tödlichen Fahrradunfällen im Großraum Hannover, wo es binnen 3 Wochen ebenfalls 5 tote Radfahrer gab (1x Alleinsturz, 1 Auffahrunfall, 2x LKW-Rechtsabbieger, 1x Radfahrer Linksabbieger mit überholendem LKW von hinten).
Für alle, die meinen, es handele sich bei solchen auffälligen örtlich-zeitlichen Häufungen nicht um Zufall, lautet die gute Nachricht angesichts der bundesweit durchschnittlichen Gesamtentwicklung (s.o.) logischerweise: der Verkehr ist für Radfahrer außerhalb von Berlin bzw. jenseits des Großraums Hannover zum Jahresbeginn sehr viel sicherer geworden… (Zwinkersmiley)
Neue Jahresprognose 2022
Mitte Februar 2023 veröffentlichte das Statistische Bundesamt gemeinsam mit der Meldung über die Gesamtzahl der Verkehrstoten für 2022 auch eine Prognose für die einzelnen Verkehrsarten auf Basis der bis Ende November 2022 vorliegenden detaillierten Unfallstatistik. Demnach liegt die Summe aller Verkehrstoten in 2022 9% höher als im Vorjahr, jedoch auch 9% unter dem Ergebnis aus 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. Bei Radfahrern speziell allerdings soll es wohl mit 478 Toten eine um ca. 28% über dem Wert von 2021 (372) bzw. um 7% über dem von 2019 (446) liegende Opferzahl geben. Bis Ende November wies die amtliche Unfallstatistik jedenfalls bereits 454 getötete Rad- und Pedelecfahrer aus. Damit wäre etwa die Hälfte des Anstiegs bei den gesamten Verkehrstoten allein auf den Radverkehr zurückzuführen. Die Zahl liegt auch ganz erheblich über der von mir im Vorfeld abgegebenen Prognose von ca. 400 Opfern. Besonders stark ist die Abweichung zwischen meiner Erfassung und der amtlichen Statistik bei der Summe der innerorts verstorbenen Radler. In diesem Sektor waren allerdings in der Vergangenheit beim Abgleich mit den OpenData-Files des Unfallatlas-Portals immer nur relativ wenige Nachmeldungen bei Unfällen mit KFZ-Beteiligung nötig. Das ist auch durchaus plausibel, da schwere Fahrradunfälle mit KFZ innerhalb von bebauten Gebieten recht zuverlässig von der Öffentlichkeit bemerkt und nachfolgend der Hergang durch Presseberichte gut abgedeckt vermeldet wird. Ich erwarte daher, dass die schlimme Bilanz vor allem durch ein besonders starkes Anwachsen von tödlichen Alleinstürzen insbesondere von Senioren zustande kommt (ein Problem, mit dem auch die Sicherheitsbilanz des Radverkehrs in den Niederlanden schon länger zu kämpfen hat). Leider wird diese Hypothese erst mit der Publikation der jährlichen Destatis-„Verkehrsunfälle“-Ausgabe (Fachserie 8, Reihe 7) im Sommer zu überprüfen sein – lange nachdem alle Medien und NGOs unwidersprochen ihre abschreckenden „Autoverkehr immer gefährlicher!!“-Angstkampagnen auf der Basis des aktuellen Anstieges gefahren haben.